Auf der Spitze einer Landzunge in der Nähe von Boca Chica / Chiriqui liegt das Pacifik Bay Resort. Über den Landweg ist das Resort  nicht zu erreichen, der umliegende Urwald ist dort undurchdringlich. Die Bootsfahrt quer über die Bucht dauert 20 Minuten, vorbei an kleinen Inseln mit dicht bewaldeten Stränden und kleinen Holzstegen. Der Fahrtwind braust um meine Ohren und die Sonne glitzert auf dem Wasser. Wir steuern auf einen einsamen Strand zu, ein breiter Streifen weißer Sand, gesäumt von Palmen. Ein gelbes Boot schaukelt verlassen an einer Boje. Romantisch, aber hier soll ein Guesthouse sein? Niemand ist zu sehen, doch unser Kapitän drosselt den Motor und tuckert vorsichtig näher an das Ufer. Auf dem letzten Meter heißt es Schuhe ausziehen und aussteigen. Wir waten durch das Wasser und ich sehe uns schon die Nacht im Freien verbringen, eng an unsere Koffer gekuschelt . Da stürmen zwei Jungen zwischen den Palmen hervor und schnappen sich unser Gepäck. Ein kurzer Gruß zum Kapitän und sie schleppen unsere Sachen eine kleine Treppe hoch, die zwischen Palmen versteckt ist. Oben steht ein kleines Häuschen mit hübscher rosa Fassade.

Inzwischen warten vier Jungen mit uns auf das, von dem wir nicht wissen, ob es noch kommt, denn die Jungen sprechen weder Englisch noch Spanisch. Doch dann tuckert ein Golf-Caddy um die Ecke mit Frank, dem Hausherrn.

Frank ist ein Weltenbummler, wie er uns später erzählt, hat ein Restaurant in Boston betrieben und um die 80 Länder bereist. Hier hat er sein wirkliches Zuhause gefunden, ja. Aber eigentlich hat der Platz ihn gefunden, antwortet er auf meine Frage. Er fährt uns zu einem himmelblauen Cottage und zeigt auf dem Weg dahin sein ganzes Areal.
„Die erste Fuhre mit Baumaterial ist uns damals im Schlamm steckengeblieben“ erinnert er sich grinsend, „aber wir haben nicht aufgegeben.“

Die Unterkünfte, jedes Haus hat seine eigene Farbe, sind so verteilt, dass alle einzeln für sich stehen, wobei für den Bau kein einziger Baum gefällt werden sollte. Wir haben die Wahl zwischen drei Stränden, die Wege dorthin führen auf kleinen Pfaden durch den Urwald. Jedes Cottage hat eine kleine Solaranlage für Warmwasser und Strom, der Gang abends zum Essen ist ohne Taschenlampe ein Abenteuer. Zum Glück ist das Smartphone hell genug, um unsere Schritte zu beleuchten. Lange sitzen wir noch in der samtenen Nacht, schauen in den Himmel und zählen die Sternschnuppen.

Morgens um fünf werde ich von Brüllaffen geweckt, sie geben sich wirklich Mühe und machen ihrem Namen alle Ehre. Doch nachdem das geklärt ist, bleibt es ruhig und ich drehe mich noch einmal auf die Seite. Drei Stunden später werde ich wieder wach, die Sonne zeichnet einen hellen Streifen auf den dunklen Holzfußboden. Leise stehe ich auf, luge aus dem Fenster und denke ich träume: Draußen unter den Palmen vor dem Haus steht ein Reh.

  • Einfach nur Wunderbar! So schön geschrieben, ich will sofort mit meiner liebsten Reisefreundin wieder los. Ich danke Dir!

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

    Lust auf mehr? Check andere Artikel  

    >